"Wenn ich einen Therapeuten aufsuche, dann muss der mir sagen, was ich tun soll, damit ich meine Leiden loswerde." Das ist ein nachvollziehbarer Anspruch von Patientinnen und Patienten. In der Gesprächspsychotherapie ist das anders. Hier verteilt der Therapeut keine Ratschläge.
Kann man denn nur durch Sprechen gesund werden? Wenn Sie hier Skepsis verspüren, fragen Sie sich, ob Sprache verletzen kann. Ich vermute, dass ist jedem von uns schon einmal passiert. Manchmal fühlen wir uns durch die Sprache oder die Rede eines anderen verletzt. Warum sollte man dann im umgekehrten Fall einer heilenden Wirkung von Sprache misstrauen?
Die Geprächspsychotherapie geht davon aus, dass durch die Sprache Klärungs- und Heilungsprozesse eingeleitet werden. Wenn das so ist, dann braucht es ja eigentlich keinen Therapeuten mehr. Ich spreche mich mit meiner besten Freundin, oder einer anderen vertrauenswürdigen Person gründlich aus und bin meine Sorgen los. Warum gelingt das nicht, oder nur sehr begrenzt? Die intuitiv gut gemeinten Ratschläge in der Alltagskommunikation werden mit höflicher Dankbarkeit angenommen; einen heilenden Veränderungssprozess können sie aber nur selten auslösen.
Die sprachliche Kommunikation zwischen Therapeut und Patient unterscheidet sich wesentlich von den Alltagsgesprächen, die wir mit einem verständnisvollen Freund oder einer Freundin führen.
Ich arbeite nach der Gesprächspsychotherapie von Carl Rogers. Durch umfangreiche empirischen Untersuchungen hat der Psychologe Rogers ein Therapiekonzept entwickelt, dass frei von Manipulation die Selbstheilungskräfte des Patienten entfaltet.